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Trauerfeiern

Ablauf und Inhalte einer weltlichen Trauerfeier richten sich nach dem Willen des Verstorbenen, seiner Angehörigen und Freunde. 

Musik, Stille, Worte und Handlungen bilden in einer gelungenen weltlichen Trauerfeier eine Einheit, in der sich das Leben des Verstorbenen spiegelt. Der Mensch, den man gehen lassen muss, bleibt durch das gemeinsame Erinnern lebendig.
  
Im Zentrum der Trauerrede steht das Leben und auch das Sterben der Person, um die man trauert. Wenn ein Mensch in einem hohen Alter oder nach einer langen, schweren Krankheit gestorben ist, bewegen seine Angehörigen andere Gedanken und Gefühle, als wenn jemand plötzlich aus dem Leben gerissen wurde, oder sich selbst das Leben genommen hat.  

Ich bemühe mich, die Gefühle und Gedanken der Verstorbenen und ihrer Angehörigen zu verstehen und in meiner Rede so zu spiegeln, dass alle sich darin wiederfinden können. Manchmal spreche ich auch Erlebnisse und Erfahrungen an, die sich nicht begreifen lassen, die unverständlich bleiben. Gerade angesichts des Todes müssen wir uns meines Erachtens bewusst machen, dass wir nicht alles in der Hand haben. 

Der Tod reißt Wunden auf und bietet die Chance, Wunden heilen zu lassen. Er ist manchmal eine Erlösung für die Verstorbenen, oft aber auch ein Ärgerniss für die Hinterbliebenen. Wenn es gelingt in der Trauerfeier aus den Fragmenten eines Lebens eine Geschichte zu formen, die einen tiefen Sinn ergibt, fällt es leichter, den Tod zu akzeptieren. Ich bemühe mich, bei der Suche nach einem Sinn im Leben der Verstorbenen bei nachvollziehbaren Erfahrungen und Deutungen zu bleiben, denn es hilft den Trauernden zumindest auf lange Sicht nicht, wenn eine schöne Geschichte erzählt wird, die dem Leben des Verstorbenen nicht entspricht.      

Die Trauerfeier wird in einem Trauergespräch oder auch mehreren Gesprächen vorbereitet. Informationen, die ich von Angehörigen und Freunden bekomme, Photos, die wir gemeinsam betrachten, Gegenstände in der Wohnung oder im Garten, alles, was dem Verstorbenen wichtig war, hilft mir zu verstehen, wie sie oder er durchs Leben gegangen ist. 

Die Kunst, eine gute Rede zu schreiben, besteht darin, unterschiedliche Erinnerungen so miteinander zu verweben, dass sie sich zu einem Bild fügen, in dem alle Anwesenden bei der Trauerfeier die Verstorbene oder den Verstorbenen wiedererkennen.

Manchmal werde ich nach einer Trauerfeier gefragt, wie ich einen Menschen, den ich nicht kannte, so treffend beschreiben konnte. Ich glaube, es liegt daran, dass ich mich bemühe, den Menschen im Rückblick auf sein Leben möglichst gut kennenzulernen. Wenn ich eine Rede schreibe, lasse ich in Ruhe all die Informationen, die ich bekommen habe, auf mich wirken. Der Mensch, aus dessen Leben ich erzählen will, wird mir wichtig und kommt mir nahe. Ich suche nach Worten, die seine Stärken realistsich beschreiben - und ich bemühe mich auch seine Schwächen zu verstehen.

Dieses Verstehen und In-Worte-fassen kann einem Menschen, der aus einer gewissen Distanz eine Lebensgeschichte betrachtet, sogar besser gelingen, als jemandem, der dem Verstorbenen sehr nahe war, und der bestimmte Aspekte, die anderen wichtig sind, überhaupt nicht betrachten möchte. 

Im Bilde gesprochen orientiere ich mich an einem guten Maler, der einen Menschen porträtiert. Das gemalte Porträt ist nie objektiv, es steckt immer auch etwas vom Maler in dem Bild, nicht nur von der abgebildeten Person. Wenn die Bertrachtenden in der Art und Weise, wie ein Künstler Menschen porträtiert,  das wiederfinden, was sie an ihm gemocht oder besonders geschätzt haben, wird das Porträt lebendig, es spricht zuden Betrachtenden.  Ich arbeite nicht mit Farben und Pinseln, stattdessen suche ich sorgfältig nach treffenden und ausgewogenen Worten, die Menschen nicht bewerten wollen, sondern lebendig werden lassen. 

Eine Trauerfeier dauert in der Regel eine halbe bis dreiviertel Stunde. Die Musik kann live mit unterschiedlichen Instrumenten gespielt, oder von einem Tonträger abgespielt werden. Selbstverständlich berate ich die Angehörigen bei der Musikauswahl und kümmere mich um Wünsche nach bestimmten Musikstücken oder Musikern. 

Literarische Texte, z. B. Gedichte, trage ich gern vor, wenn dies gewünscht wird. Selbstverständlich können auch Freunde oder Angehörige einen eigenen Wort- oder Musikbeitrag leisten.
  
Wenn die Angehörigen es wünschen oder der Verstorbene es gewünscht hat, bin ich auch bereit, bei einer Trauerfeier ein Gebet zu sprechen. Es ist jeder Teilnehmerin und jedem Teilnehmer an einer weltlichen Trauerfeier freigestellt, im Stillen zu beten oder nicht zu beten.

Bei einem gemeinsam gesprochenen Gebet, meist dem Vaterunser, sprechen selbstverständig nur diejenigen mit, die das in dieser Situation tun wollen und können. Wir leben in einer Gesellschaft, in der jeder Mensch das Recht hat, seinen eigenen Glauben zu leben, und dieses Recht wird selbstverständlich in einer freien, nicht an eine Religion und deren Riten gebundenen, Trauerfeier berücksichtigt.

Ob es einen Gott gibt und ob eine Gottheit Gebete hört, können wir nicht wissenschaftlich klären, es bleibt eine Frage des Glaubens jedes einzelnen Menschen. Manchen Menschen hilft es, wenn sie in einem Gebet ihrem persönlichen Gott die Fürsorge für den Verstorbenen anvertrauen können, andere sind davon überzeugt, dass es keinen Gott und kein Jenseits gibt. Ich denke, unsere Aufgabe ist es, beide Haltungen zu respektieren. 

Ein Mensch kann sich in andere Menschen hineinversetzen. Er kann über sich selbst hinaus fühlen und denken. Er möchte nach seinem Tod nicht vergessen werden, sondern in der Erinnerung anderer Menschen weiterleben. Diesen zutiefst menschlichen Wunsch zu erfüllen, darum geht es meines Erachtens in einer Trauerfeier.